Diesel Fahrverbot
01.06.2017
Kohlendioxid
(CO
2
),
Stickoxide
(NOx)
und
Feinstaub.
Das
sind
die
„Prominenten“,
wenn
es
um
Abgase von Verbrennungsmotoren geht.
Kohlendioxid
ist
als
Treibhausgas
mitverantwortlich
für
den
Klimawandel.
Stickoxide
und
Feinstaub
sind, um es salopp zu sagen, nicht gerade gesundheitsförderlich.
Keine Frage. Die Reduzierung dieser Abgase ist ein anerkennenswertes Ziel.
Die Frage ist nur, ob, bezüglich eines Diesel Fahrverbots, die Rechnung aufgeht.
Hierfür müssen wir die Frage stellen, welches primäre Ziel mit dem Fahrverbot verfolgt wird.
Geht
es
nur
ganz
allgemein
um
die
Reduzierung
von
Schadstoffen,
oder
gibt
es
eine
Obergrenze,
die
derzeit
überschritten
wird
und
die
man
durch
Maßnahmen,
wie
das
Diesel
Fahrverbot,
unterschreiten will?
Tatsächlich gibt es eine EU-Norm, die vorschreibt, wieviel Schadstoffe die Luft enthalten darf.
Und
die
Werte
für
Stickoxide
werden
in
verschiedenen
Städten
so
weit
überschritten,
dass
Bußgelder möglich werden, die die Städte an die EU zahlen müssten.
Um
diese
Bußgelder
zu
vermeiden,
gibt
es
nur
eine
Möglichkeit.
Nämlich
die
Reduzierung
der
Schadstoffe. Hier vorrangig die Stickoxide.
Jeder Verbrennungsmotor, egal ob mit Diesel, Benzin oder Gas betrieben verursacht Stickoxide.
Dies
betrifft
aber
nicht
nur
Fahrzeuge,
sondern
auch
Heizungen,
die
mit
Öl,
Gas
oder
Pellets
betrieben werden.
Die
Stickoxidbelastung
in
Städten
hat
so
eine
Vielzahl
von
Ursachen,
die
auch
jahreszeitlich
beeinflusst sind. Schließlich wird im Winter deutlich mehr geheizt, als im Sommer.
Nicht
zu
vernachlässigen
ist
die
Sonnenstrahlung.
Denn
diese
ist
an
der
Bildung
von
Stickoxiden
beteiligt.
All
diese
Faktoren
machen
die
Stickoxide
zu
einem
komplexen
Thema.
Und
Diesel
Fahrzeuge
sind
hierbei
sozusagen
nur
der
„gröbste“
Dreck.
Das,
was
man
wegwischt,
bevor
man
mit
dem
Polieren
beginnt.
Um
es
in
Zahlen
auszudrücken.
Wenn
die
Stickoxidebelastung
den
Grenzwert
um
das
Doppelte
überschreitet,
wird
ein
Diesel-Fahrverbot
die
Stickoxidbelastung
zwar
reduzieren,
aber
kaum
soweit, dass sie unter den Grenzwert sinkt.
Anders
ausgedrückt,
ein
Diesel-Fahrverbot
reicht
nicht,
um
die
Werte
dauerhaft
in
den
Griff
zu
kriegen.
Auch die neue Euro 6 Norm wird das nicht sicherstellen können.
Die Norm gibt an, wie viel Stickoxid ein Auto pro gefahrenen Kilometer produzieren darf.
Immerhin sind wir bei Autos ja gewohnt, in Kilometern zu rechnen.
Beim
Flugzeug
ist
dies
übrigens
anders.
Hier
zählt
nur
die
Motorlaufzeit,
also,
wie
lange
ein
Motor
in Betrieb war.
Nun
haben
Städte
meist
viel
Verkehr
und
reichlich
Ampeln.
Das
bedeutet,
dass
es
zu
häufigen
Standzeiten
kommt,
in
denen
Stickoxide
produziert
werden,
ohne
dass
auch
nur
ein
Meter
weit
gefahren wird.
Ein
ganz
besonderer
Faktor
ist
die
Motorleistung.
Gemütliches
Dahinrollen
produziert
weniger
Abgase, als kräftiges Beschleunigen.
Da
wir
alle
jedoch
unter
permanentem
Zeitmangel,
Termindruck
und
Stress
leiden,
ist
ein
gemütliches
Dahinrollen
nicht
möglich.
Stattdessen
wird
Ampelhopping
praktiziert.
Starkes
Beschleunigen,
in
der
Hoffnung,
die
nächste
Ampel
zu
schaffen,
die
dann
doch
Rot
wird
und
scharfes Bremsen erfordert.
Wobei das Bremsen übrigens Feinstaub erzeugt…
Somit
sind
es
nicht
nur
die
Motoren,
die
zu
viele
Abgase
erzeugen,
sondern
auch
die
praktizierte
Fahrweise.
Beste Lösung wäre natürlich der Verzicht auf Verbrennungsmotoren.
Akkus und Brennstoffzellen als Ersatz für Öl?
Klingt
verlockend.
Doch
der
notwendige
Umbau
der
Infrastruktur
ist
gigantisch.
Wir
sprechen
hier
von gigantischen Summen und Jahrzehnten.
Zurück zum Diesel-Fahrverbot.
Nach
einer
Studie
des
Bayerischen
Staatsministeriums
für
Umwelt
und
Gesundheit
aus
dem
Jahr
2010 verursachen LKW 58 Prozent der unerwünschten Schadstoffe.
17 Prozent werden von Benzinmotoren verursacht und 15 Prozent von Diesel-Fahrzeugen.
Für den Rest sind Industrie und private Haushalte (Heizungen) verantwortlich.
Nicht berechnet wurden Flugverkehr und Schifffahrt.
Wenn
man
also
wirklich
effektiv
gegen
Stickoxide
vorgehen
möchte,
dann
muss
man
mit
beiden
Augen
auf
die
LKW’s
schielen.
Nur,
wie
soll
der
Einzelhandel
funktionieren,
wenn
kein
LKW
mehr
in
die Stadt darf?
Ich habe eben Schifffahrt erwähnt. Was auf den ersten Blick absurd klingt.
Aber blicken wir doch einmal nach Hamburg. Die Stadt hat den größten deutschen Hafen.
Täglich
sind
dort
riesige
Frachtschiffe
unterwegs,
die
mit
Schweröl
betrieben
werden.
Und
deren
Motoren machen Dreck ohne Ende.
Warum hat Hamburg keine astronomisch hohen Stickoxidwerte?
Weil
Hamburg
an
der
Küste
liegt.
Und
dort
herrscht
praktisch
immer
eine
mehr
oder
weniger
steife
Brise.
Stuttgart
hingegen
liegt
in
einer
Art
Talkessel.
Die
Luftumwälzung
ist
hier,
verglichen
mit
Hamburg, kaum nennenswert.
Hamburg
braucht
demnach
keine
Diesel-Fahrverbote,
und
zwar
nicht,
weil
der
dortige
Verkehr
weniger
Stickoxide
produziert,
sondern,
weil
das
Wetter
(der
Wind)
die
Schadstoffe
ins
Umland
bläst.
Wenn
man
es
nun
ernst
meint,
mit
der
Reduzierung
von
Schadstoffen,
dann
darf
man
nicht
regional
denken.
Stattdessen
muss
man
Grenzwerte
schaffen,
die
auch
wirklich
eingehalten
werden können.
Nehmen
wir
ein
Auto,
das
unter
den
festgelegten
Messbedingungen
einen
Stickoxidausstoß
von
0,07
Gramm
pro
Kilometer
hat.
Die
gängigen
Messverfahren
gehen
von
anteilmäßigen
Durchschnittswerten aus, was berücksichtigt, dass ein Motor nicht immer unter Volllast läuft.
Ein
Auto,
das
also
gemäß
Testverfahren
die
Euro
6
Norm
im
Durchschnitt
erfüllt,
kann
diese
unter
ungünstigen Fahrbedingungen trotzdem überschreiten.
Und
nebenbei
bemerkt.
Absolut
jedes
Auto
überschreitet
die
Euro
6
Norm
immer
dann,
wenn
es
im Stau steht.
Vorrangiges
Ziel
müsste
demnach
die
Vermeidung
von
Stau
und
von
Stop
and
Go
sein,
was
auch
„Ampelhopping“
mit
einbezieht.
Denn
die
Verbesserung
des
Verkehrsflusses
würde
auf
alle
Verbrennungsmotoren
gleichermaßen
positiv
wirken.
Während
ein
Diesel-Fahrverbot
nur
eine
Kategorie von Fahrzeugen trifft, die noch dazu eine Minderheit darstellt.
Für einfaches Denken ist die Rechnung einfach.
A. Es gibt zu viele Stickoxide
B. Diesel-Fahrzeuge produzieren mehr Stickoxide als Benziner
C. Weg mit Diesel = saubere Luft
Denkt man etwas weiter, wird die Rechnung weniger klar.
Das
Verbot
von
Diesel-Fahrzeugen
wird
zum
Kauf
von
mehr
Benzinern
führen.
Die
produzieren
tatsächlich
weniger
Stickoxide.
Die
„abgeschafften“
Diesel-Fahrzeuge
werden
jedoch
kaum
verschrottet
werden,
sondern
außerhalb
von
Städten
ihren
Dienst
verrichten
und
ihre
Stickoxide
dort produzieren. Und nur der Wind wird wissen, wohin er sie verteilt.
Je
nachdem
welche
Berechnungsgrundlagen
man
verwendet,
würde
ein
Diesel-Fahrverbot
in
Städten zu einer Verminderung der Stickoxidbelastung zwischen 5 und 30 Prozent führen.
Nehmen wir jetzt mal an, dass der Grenzwert von Stickoxidwerten 40 µg/m
3
NOx ist.
Jetzt messen wir einen Wert von 60 µg/m
3
NOx.
Also weg mit den Dieseln.
Nehmen
wir
an,
das
bringt
10
Prozent
Reduzierung.
Das
wären
dann
6
µg/m
3
NOx.
Und
mein
gemessener Wert sinkt von 60 µg/m
3
auf 54 µg/m
3
NOx.
Bei 20 Prozent Reduzierung wären es immer noch 48 µg/m
3
.
Fazit:
Ein Diesel-Fahrverbot führt zu einer Reduzierung von Stickoxiden.
Ob dies aber ausreicht, um zukünftig die Grenzwerte einhalten zu können, darf bezweifelt werden.
Sie werden bestenfalls nicht mehr so hoch überschritten. Was aber auch schon ein Erfolg ist.
Ob
es
letztlich
so
viel
hilft,
wie
man
sich
erhofft,
bleibt
fraglich.
Schließlich
wissen
wir
nicht,
um
wie
viel
schädlicher
48
µg/m
3
gegenüber
40
µg/m
3
sind.
Ab
wann
kann
man
von
wahrhaft
unbedenklich sprechen? Ab wann gilt die „Schädigungsrate“ als vertretbar?
Wir
Menschen
denken
gerne
in
Statistiken.
Wenn
nun
bei
48
µg/m
3
10
von
1000
Menschen
krank
werden
und
es
bei
40
µg/m
3
nur
noch
5
von
1000
Menschen
sind,
wie
viel
sind
uns
diese
„5“
dann
wert?
10
Erkrankungen
sind
nicht
zu
akzeptieren,
während
5
als
umweltbedingtes
normales
Vorkommen gilt?
Wir erkaufen uns unseren Wohlstand mit dem Nachteil der Verschmutzung unseres Planeten.
Irgendwann
werden
wir
erkennen,
dass
eine
gesunde
Natur
auch
eine
Form
von
Wohlstand
darstellt.
Ich
bin
weder
für
noch
gegen
das
Diesel-Fahrverbot.
Ich
bin
nur
der
Meinung,
dass
man
es
sich
wieder einmal etwas zu einfach macht.
Jeder,
der
jetzt
plant,
ein
Auto
zu
kaufen,
sollte
eins
bedenken.
Wer
Normen
macht,
kann
diese
auch ändern. Und je schneller sich Normen ändern, desto schwieriger wird langfristige Planung.
Was
heute
noch
als
Energieeffizienzklasse
„A“
angeboten
wird,
kann
nächstes
Jahr
schon
unter
„B“
fallen.
Noch ein interessantes Detail zum Thema Diesel und Steuereinnahmen.
Nehmen wir zwei Autos. Das eine ist ein Diesel mit einem Verbrauch von 5 Liter pro Kilometer.
Das andere ist ein Benziner mit einem Verbrauch von 7 Liter pro Kilometer.
Im Schnitt kostete Benzin 20 Cent mehr pro Liter.
Für die 1000 Kilometer benötigt der Diesel 55 Liter, der Benziner hingegen 70 Liter.
Schmerzlich
wird
das
beim
Tanken.
Für
den
Diesel
sind
55,--
Euro
fällig.
Beim
Benziner
sind
es
da
schon
stolze
91,--
Euro!
Ein
Unterschied
von
36,--
Euro.
Hochgerechnet
auf
100.000
Kilometer
wären das 3600,-- Euro.
Hat
jemand
Lust
auszurechnen,
wie
viel
Mineralölsteuer
und
Mehrwertsteuer
beim
Diesel
eingespart werden? Bezogen auf einige 100.000 Diesel KFZ?
Am Ende noch eine ketzerische Frage:
Was ist eigentlich mit den “Benzinern”, die die Grenzwerte des Stickoxidausstoßes überschreiten?
Glauben wir ernsthaft, dass es davon keine gibt?
Will
man
wirklich
konsequent
sein,
dann
darf
man
nicht
beim
“Offensichtlichen”,
sprich
den
Dieseln, aufhören….